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Der stille Schrei nach Hilfe – Welttag der Suizidprävention

Der heutige 10. September steht ganz im Zeichen der Weltsuizidprävention. In Österreich nehmen sich jedes Jahr etwa 1.000 Menschen das Leben, in Kärnten waren es die letzten Jahre immer über 100 Suizide. Gemessen an der Einwohnerzahl, liegt Kärnten österreichweit an der Spitze. Die Zahl der Suizidversuche wird um ein Mehrfaches höher eingeschätzt. Nicht selten spielen…

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Der heutige 10. September steht ganz im Zeichen der Weltsuizidprävention. In Österreich nehmen sich jedes Jahr etwa 1.000 Menschen das Leben, in Kärnten waren es die letzten Jahre immer über 100 Suizide. Gemessen an der Einwohnerzahl, liegt Kärnten österreichweit an der Spitze. Die Zahl der Suizidversuche wird um ein Mehrfaches höher eingeschätzt. Nicht selten spielen psychische Erkrankungen, wie Depressionen, Psychosen, Sucht oder Persönlichkeitsstörungen dabei eine Rolle.

Für heuer sieht die Situation bis jetzt besser aus. Die Zahl der Suizide ist während der Corona-Pandemie im ersten Halbjahr 2020 gegenüber 2019 deutlich rückläufig. Es gab auch viel weniger Anrufe hinsichtlich Suizidalität in der TelefonSeelsorge der Caritas Kärnten, nämlich 101 mit Stand Ende August 2020, während es im Vorjahr gesamt 295 waren.

Dennoch ist Silvana Fischer, Leiterin der TelefonSeelsorge der Caritas Kärnten, in Sorge. Sie befürchtet, dass sich dieser Trend bald umkehren und die Suizidhäufigkeit wieder stark ansteigen könnte; ja, dass möglicherweise sogar die Werte der Vorjahre überschritten werden.

Caritas Telefonseelsorge, Leiterin Silvana Fischer ©Daniel Gollner

Fischer begründet das so: „In Zeiten der Gefahr sind die Menschen so sehr damit beschäftigt, den Schock der Krise zu bewältigen und die nächsten Schritte zu planen, dass eine eventuelle Suizidalität erst einmal in den Hintergrund tritt.“ Man müsse aber damit rechnen, dass sich das bei einer länger anhaltenden Krise, die oft mit existenziellen Einbußen, dem dauerhaften Verlust des Arbeitsplatzes, gesundheitlichen Einschränkungen und Beziehungsveränderungen einhergeht, umkehrt. Fischer appelliert daher zu besonderer Obacht in der bevorstehenden Zeit, damit die Gefahr der Suizidalität bei Menschen in der Krise nicht übersehen wird, und sagt: „Suizidalität ist behandelbar, aber als erstes muss das Schweigen darüber aufhören!“  

Einig sind sich auch die Kärntner Experten – allen voran Primaria Christa Rados, Primarius Herwig Oberlerchner, Primarius Wolfgang Wladika – darin, die Präventions- und Hilfsangebote nicht nur weiter auszubauen, sondern diese auch effektiver bewerben zu müssen. „Kärnten verfügt über viele Angebote, auch über Hotlines, die rund um die Uhr besetzt sind. Unser Ziel muss es sein, den Menschen bewusst zu machen, dass es Hilfe für sie gibt“, sagte LHStv.in Beate Prettner diese Woche.

Reden oder schreiben hilft

Die TelefonSeelsorge der Caritas Kärnten ist unter der kostenfreien Nummer 142 rund um die Uhr Ansprechpartnerin für Hilfesuchende in schwierigen Lebenssituationen und in Krisen. Die 66 freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hören zu, beraten und geben wichtige Informationen über Hilfsangebote am Telefon weiter. Sie helfen aber auch via Mail- und Chatberatung, die in der Corona-Zeit ausgebaut wurde: www.onlineberatung-telefonseelsorge.at. Die Verschwiegenheit ist bei allen Anfragen gesichert.

Weiters gibt es unter anderem den Psychiatrischer Not- und Krisendienst (PNK) für Kärnten:

  • PNK Ost: Tel.: 0664/3007007, täglich 0-24 Uhr
  • PNK West (Abteilung für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin, Landeskrankenhaus Villach): Tel.: 0664/3009003, täglich 0-24 Uhr
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  • Online: 10.09.2020 - 13:07

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