Bezirk Völkermarkt
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Das VK24 Interview

Schwimmlehrerin Martine Pritz-Duindam: „10 Stunden Kurs ist zu wenig!“

Um schlimme, lebensbedrohende Unfälle im Wasser zu verhindern, ist das richtige Erlernen von Schwimmen das A und O. Nur rund die Hälfte aller Kinder und Jugendliche bis 19 Jahren in Österreich können gut und vor allem sicher schwimmen. Aber woran liegt das? VK24 hat sich mit Martine Pritz-Duindam, Geschäftsleiterin von Happy Swim – einer Schwimmschule mit Sitz im Bezirk Völkermarkt, darüber unterhalten.

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Martine Pritz-Duindam hat bereits vielen Kindern und Erwachsenen das Schwimmen beigebracht. Wie die gebürtige Holländerin erzählt, werden gerade in der Sommerzeit die diversen Schwimmkursangebote in ganz Kärnten sehr gut angenommen. Aber wie viele Medien berichten, gibt es immer mehr Nichtschwimmer. Woran könnte das liegen?

„Es ist nur meine Ansicht, aber wir haben kaum Möglichkeiten um zu unterrichten. Wenn es draußen kälter wird sind wir von Hotels mit Pools abhängig. Diese haben natürlich auch Gäste und wenn wir dort ständig Kurse anbieten, ist es auch nervig für die Gäste – das verstehe ich. Also muss ich eigentlich um Wasser betteln. Mit der Schließung des Hallenbades in Klagenfurt wurde das Problem nicht kleiner.“ Die anhaltende Pandemie und die dadurch resultierende Schließungen von Bädern und Hotels mit Pools war das sprichwörtliche Tüpfelchen auf dem i. „Es gab einen Rückstand an Schwimmkursen und natürlich keine Zeit dies alles nachzuholen“, weiß Pritz-Duindam.

Martine Pritz-Duindam lernt seit Jahren mit viel Liebe und Engagement Nichtschwimmern das Schwimmen ©Happy Swim/Privat

In den Sommermonaten ist es im Bezirk Völkermarkt einfacher Schwimmkurse anzubieten. Dafür gibt es ja genügend Freibäder. Im Winter kann Martine Pritz-Duindam im Unterkärntner Raum auf nur zwei Bäder zurückgreifen. Aber auch diese Pools sind nicht immer allzeit bereit für Schwimmkurse. (Da wären wir wieder beim Thema Urlaubsgäste!). Die Problematik wird nicht weniger.

Ein 10-Stunden-Schwimmkurs ist zu wenig!

„Viele Eltern wollen, dass ihre Kinder im Sommer Schwimmen lernen. Sie glauben, wenn das vierjährige Kind im April zum Schwimmkurs geht, kann das Kind im Sommer schwimmen. Das stimmt nicht. Kinder in diesem Alter brauchen 20 bis 30 Stunden bis sie sicher schwimmen können. Also wäre es sinnvoller, Kinder bereits in der Herbst- oder Winterzeit für Kurse anzumelden“, erklärt der Profi.

©Happy Swim/Privat

Üben, üben, üben

Sucht man sich also eine Schwimmschule für seinen Schützling aus, sollte man sich erkundigen ob der oder die SchwimmlehrerIn eine Ausbildung vorweisen kann. „Leider darf in Kärnten jede Person Schwimmkurse anbieten, ohne Ausbildung oder Erfahrung. Es kann freiberuflich ausgeübt werden“, erklärt Pritz-Duindam.

Kinder lernen bei Schwimmkursen nicht nur Brustschwimmen. Es wird auch Rückenschwimmen und Kraulen gelernt, sowie unter andrem auch die Ausdauer trainiert. „Schwimmen ist ein bisschen so wie Autofahren. Du kannst lenken, du kannst bremsen, du kannst fahren, aber das heißt noch lang nicht dass du auf Schneefahrbahnen, in einer Stadt oder am Berg fahren kannst. Und das ist beim Schwimmen nicht anders. Eltern sollten mit ihren Kindern während und auch nach einem Kurs viel mehr üben“, so die ausgebildete Schwimmlehrerin, die sich im klaren ist, dass ein Besuch in einem Hallenbad oder einer Therme nicht billig ist. Aber es geht um die Sicherheit und das Wohl des Kindes.

Was würde sich Martine Pritz-Duindam wünschen? „Ein Hallenbad in Völkermarkt oder Wolfsberg, damit die Kinder auch in der kalten Jahreszeit ohne Zeitdruck schwimmen lernen können. “

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  • Online: 11.07.2022 - 15:17
  • Edit: 11.07.2022 - 18:12