Regionale Unterschiede bei Einkommensnachteil
30. 10. 2022 – „Equal Pay Day“: Frauen arbeiten heuer 63 Tage „gratis“
Der Equal Pay Day ist jener Tag, an dem Vollzeit arbeitende Männer bereits das Jahreseinkommen von Vollzeit arbeitenden Frauen erreicht haben. 2022 haben Männer in Österreich bereits am 30. Oktober jenes Einkommen erreicht, wofür Frauen noch bis zum Jahresende arbeiten müssen. Frauen arbeiten also dieses Jahr 63 Tage lang „gratis“.
Der „Equal Pay Day“ zeigt die Unterschiede bei den Einkommen von durchgängig Vollzeit beschäftigten Männern und Frauen auf. Das durchschnittliche Bruttoeinkommen von Männern liegt in Österreich bei 55.261 Euro, von Frauen bei 45.831 Euro im Jahr. Der Unterschied: 17,1 Prozent oder 9.430 Euro brutto. Dieser Equal Pay Day fällt heuer in Österreich auf den 30. Oktober, ab diesem Tag arbeiten Frauen statistisch gesehen gratis – 63 Tage lang.
Im Österreich-Vergleich liegt Kärnten ziemlich genau im Mittelfeld. Am geringsten ist der Einkommensnachteil für Frauen in Wien mit 12 Prozent, am größten ist er in Vorarlberg mit 24,7 Prozent. Die Verkleinerung der Einkommensschere ist auch durch einen „Krisen-Effekt“ zu erklären: Als Berechnungsgrundlage dienen die Einkommenszahlen aus dem Pandemiejahr 2020, in dem jene Frauen, die ihre ganzjährigen Vollzeitstellen behalten konnten, eher zu jenen zählten, die gut verdienten, während die Vollzeit-beschäftigen Männer, wo ein geringerer Beschäftigungsrückgang zu verzeichnen war, durch Kurzarbeit auf Überstunden verzichten mussten.
Sieht man sich die Kärntner Bezirke an, zeigen sich deutliche regionale Unterschiede, was den geschlechtsspezifischen Einkommensunterschied betrifft. Den niedrigsten Wert weist Klagenfurt Stadt mit 12 Prozent auf, Spittal an der Drau hat mit 25,1 Prozent den schlechtesten Wert. Ein klares Stadt-Land-Gefälle lässt sich dennoch nicht erkennen, denn Hermagor liegt mit 15,2 Prozent an zweitbester Stelle hinter Klagenfurt, während der Einkommensunterschied in Villach Stadt mit 19,4 Prozent unter dem Kärnten-Durchschnitt liegt.
Die Gründe für die nach wie vor klaffende Einkommensschere sind vielfältig: Betreuungspflichten sind leichter vereinbar mit einer Teilzeit-Beschäftigung, weiblich dominierte Branchen wie Pflege, Kinderbetreuung oder Einzelhandel werden tendenziell schlechter bezahlt als männlich dominierte, etwa technische Sparten und es fehlt nach wie vor an Lohntransparenz. All diese Faktoren schlagen sich wiederum auf die Höhe der Alterspension nieder und können zu Altersarmut führen. In Kärnten könnten Statistik Austria zufolge ca. 13.000 Frauen über 65 Jahren von Altersarmut betroffen sein. Das wäre in etwa ein Fünftel der weiblichen Bevölkerung in dieser Altersgruppe, allerdings unterliegt diese Statistik einer großen Schwankungsbreite.
- Online: 27.10.2022 - 11:39