Neuhaus / Ruden
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Trinkwasserversorgungssicherheit in Zeiten der Klimakrise

Forschungskooperation zwischen FH Campus Wien und Gemeinde Neuhaus

Versorgungssicherheit trotz Klimawandel – das ist das oberste Ziel des Projekts, das die FH Campus Wien mit der Gemeinde Neuhaus in Kärnten umsetzt. Konkret geht es im ersten Schritt um die Wasserversorgung der Gemeinde mit knapp über 1.000 EinwohnerInnen.

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Aufgrund der Gemeindegröße gehört die Gemeinde Neuhaus mit insgesamt nur fünf MitarbeiterInnen (und zusätzlich vier ausgelagerten Kolleginnen im Kindergarten) zu einer der kleinsten Gemeinden in Kärnten. Trotz dieser sehr kleinen Struktur konnte sich diese Gemeinde als kärntenweite Vorreiterin im Bereich kommunaler Digitalisierung etablieren und setzt laufend digitale Pilotprojekte in Kooperation mit dem Land Kärnten sowie dem Gemeindeservicezentrum um.

Im Jahr 2021 wurde die Gemeinde Neuhaus gemeinsam mit ihren Projektpartnern (dem Land Kärnten und der Kelag-Tochter kelmin Dienstleistungs- und AbrechnungsgmbH) im Bereich LoRaWAN/Internet der Dinge mit dem A1 Kommunal Digital Award ausgezeichnet und in diesem Jahr mit einer 5G-Senderumrüstung im Gemeindegebiet belohnt. Im LoRaWAN-Pilotprojekt wurde ein flächendeckendes, energie- und kosteneffizientes sowie DSGVO-konformes LoRaWAN-Netzwerk im Gemeindegebiet von Neuhaus errichtet. Zudem erfolgte unter anderem eine totale Umrüstung auf LoRaWAN-Wasserzähler im Bereich der kommunalen Wasserversorgung inkl. täglicher Zählerstandsablesung und Übernahme der Zählerdaten in das Novunex-Portal.

Forschungskooperation zwischen Neuhaus und FH Campus Wien

Auf Basis der genannten Digitalisierungsbemühen, insbesondere im Bereich LoRaWAN/Internet der Dinge, konnte im Juli 2022 eine Forschungskooperation zwischen der Gemeinde Neuhaus und der FH Campus Wien, FH-Prof. Dipl.-Ing. Heimo Hirner, Leiter des Kompetenzzentrums Vienna Institute for Safety and Software Engineering (VISSE), gestartet werden, welche sich im ersten Schritt mit einem der wohl wichtigsten kommunalen Themen, nämlich der Trinkwasserversorgungssicherheit in Zeiten der Klimakrise, beschäftigt.

Wetterextreme machen Niederschläge unberechenbarer, lange Trockenperioden sind keine Seltenheit mehr und steigende Temperaturen tragen zum Wasserverbrauch bei. Budgetäre und personelle Einschränkungen gehören zusätzlich zu den Herausforderungen bei der Versorgungssicherheit von Kleinstgemeinden. Technische Lösungen können diese Herausforderungen entschärfen.

Bürgermeister Patrick Skubel
FH Kooperation: Amtsleiterin Regina Wiedl und Prof.-FH Heimo Hirner ©GDE Neuhaus

Aus diesem Grund werden Studierendenteams aus den Studiengängen Computer Science and Digital Communications (Bachelor) und Software Design and Engineering (Master) im Studienjahr 2022/2023 Prototypen für digitale Überwachungslösungen entwickeln, die den wenigen GemeindemitarbeiterInnen, aber auch der Bevölkerung eine verlässliche und effiziente Basis für den Betrieb der Wasserversorgung bereitstellen und somit die Versorgungssicherheit erhöhen. Zudem wird die Forschungskooperation im Bereich Datenschnittstellen von der Kelag-Tochter kelmin Abrechnungs- und DienstleistungsgmbH sowie im Bereich digitaler Anwendungsfreundlichkeit von Herrn Roland Skof-Peschetz, einem externen User Experience Design-Spezialisten, fachlich unterstützt.

Beginnend mit dem Wintersemester 2022/23 haben Studierendenteams an der Umsetzung von Lösungen in Bachelor- und Masterprojekten zu arbeiten begonnen. Mit Hilfe von künstlicher Intelligenz sollen Methoden zur frühzeitigen Erkennung von Anomalien im Wassernetz erarbeitet werden. Dafür werden die Sensordaten der Gemeinde Neuhaus herangezogen. Der Fokus liegt dabei explizit auf den Anforderungen von Kleinstgemeinden. In weiterer Folge ist geplant, dass die von der FH Campus Wien entwickelten digitalen Anwendungslösungen auch andere Bereiche, wie etwa den Winterdienst, einschließen.

FH-Prof. Dipl.-Ing. Heimo Hirner

Unter den herausfordernden Bedingungen der Klimakrise und der begrenzten Personalressourcen soll die Forschungskooperation zwischen der FH Campus Wien und der Gemeinde Neuhaus sowie ihren externen Partnern nachhaltig die Gemeindewasserversorgungsanlagen im Sinne der GemeindebürgerInnen effektiver und effizienter gestalten. Ziel ist es, einerseits die höchstmögliche Wasserqualität in der Gemeinde Neuhaus sicherzustellen, andererseits auch die Infrastruktur mit maximaler Professionalität, Nachhaltigkeit und Zweckmäßigkeit zu bewirtschaften und nachhaltig die Trinkwasserversorgungssicherheit in der Gemeinde Neuhaus sicherzustellen.

Bürgermeister Patrick Skubel sowie FH-Prof. Dipl.-Ing. Heimo Hirner freuen sich über die wissenschaftliche Zusammenarbeit und die zu erwartenden Ergebnisse, welche einen wichtigen Impuls in Zeiten der Klimakrise für alle österreichischen Wasserversorger darstellen wird.

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  • Online: 03.11.2022 - 12:46