Völkermarkt
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Das VK24 Interview

Völkermarkt: Diese Frauen helfen, Erinnerungen nicht verblassen zu lassen

Kinderlachen, welch herzerwärmender Klang. Vielen Eltern – ja, wirklich viele – hören ihre Kinder nicht lachen. Sie sind Eltern von Sternenkindern. Ihnen bleibt nichts außer Erinnerungen, mit denen sich viele alleine fühlen. Aber sie sind nicht alleine. Am Völkermarkter Hauptplatz findet Anfang April ein wundervolles Projekt statt.

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Die gemeinnützige Organisation „Wandelstern“ aus Klagenfurt, mit Initiatorin Bernadette Kohlweis, veranstaltet an drei Tagen im April in Völkermarkt die Aktion „Osterstrauch der Erinnerung„.

Bernadette Kohlweis, Initiatorin von Wandelstern ©Privat/Kohlweis/Wandelstern

Tatkräftige Unterstützung erhält die gebürtige Wolfsbergerin Bernadette Kohlweis dabei von zwei Frauen aus dem Bezirk Völkermarkt: Marlies Froidl aus Sittersdorf und Karina Hribar aus St. Kanzian. VK24 durfte die beiden engagierten Jungmütter interviewen.

VK24: Welche Verbindung habt ihr zu „Wandelstern“?
Marlies Froidl: „Vor drei Jahren las ich öfters in der Zeitung, dass in Kärnten dringend Sternenkindfotografen gesucht werden. Nachdem ich mich dann länger mit dem Thema Sternenkinder auseinandersetzte, habe ich Kontakt zu Bernadette Kohlweis der Gründerin vom Verein Wandelstern Kontakt aufgenommen. Sie hat mir nicht nur bei der Bewerbung zur Sternenkindfotografin bei der Stiftung „deinsternenkind.eu“ geholfen, Bernadette unterstützt mich seither vor und nach jedem Sternenkind-Einsatz mit Supervision, Bekleidung für Sternenkinder und Trösterlein für die Hinterbliebenen.“ 

Karina Hribar aus St. Kanzian und Marlies Froidl aus Sittersdorf

Karina Hribar: „Ich bin Elementarpädagogin und komme nicht nur in meiner Arbeit mit dem Thema Tod in Berührung. Auch im Privatleben bin ich mit dem Thema Sternenkinder betraut. Als zweifache Sternenkindmama ist es mir somit ein besonderes Anliegen, dieses Thema in die Gesellschaft zu integrieren. Ich bin durch die sozialen Medien auf Wandelstern aufmerksam geworden und habe die Beiträge und die Veranstaltungen verfolgt. In der Vorweihnachtszeit war ich dann selber beim „Sternenkinder-Baum der Erinnerung“ in Klagenfurt um Bernadette kennenzulernen. Dort hängte ich selbst einen Anhänger meiner Sternenkinder auf. Seither unterstützten wir gemeinsam mit Marlies ehrenamtlich den Verein weil uns das Thema am Herzen liegt. “

Wie kann man sich die Aktion in Völkermarkt „Osterstrauch der Erinnerungen“ vorstellen?
„Jeder der vorbei kommt, kann für sein Sternenkind(-er)/Sternenenkel/… einen Erinnerungsanhänger in Form eines Ostereies gestalten und es dann auf den „Osterstrauch der Erinnerungen“ hängen. Gerne beraten wir in gemütlicher Atmosphäre über Angebote des Vereines und Sternenkindfotografie. Gemeinsam können wir an unsere zu früh verstorbenen Kindern denken und uns austauschen. Selbstverständlich sollen auch Nichtbetroffene und Interessierte vorbei schauen, denn mit Hilfe eurer Spende kann der ehrenamtliche Verein weiterhin ein kostenloses und qualitativ hochwertigen Angebot für Sternenkindeltern und Angehörigen zur Verfügung stellen.“

Archivfoto: Bunte Ostereier mit Namen von Sternenkindern ©Privat/Kohlweis/Wandelstern

Ein herzliches Dankeschön an die Stadtgemeinde Völkermarkt mit Bürgermeister Markus Lakounigg für die tatkräftige Unterstützung dieses Projektes!

Marlies Froidl und Karina Hribar

Warum meint ihr, ist das Thema „Sternenkinder“ noch immer ein Tabuthema?
„Trauer und Tod sind noch immer Tabuthemen in unserer Gesellschaft. Als Sozialarbeiterin und Sternenkindfotografin, ist mir schon sehr oft aufgefallen, dass sich Sternenkindeltern nur Betroffen oder ProfessionistInnen öffnen, denn viele nichtbetroffene Mitmenschen können nicht über den Tod von Kindern sprechen. Dabei gibt es so viele Betroffene. Vor allem die ältere Generation spricht nicht gern darüber. Erst ist auch schon oft vorgekommen, dass Menschen meine ehrenamtliche Tätigkeit belächeln und mit Aussagen wie „wer fotografiert schon tote Kinder, das ist ja widerlich!“ kommentierten. Leider wissen viele nicht warum das „Erste und letzte Bild“ von Sternenkindern für Eltern und Geschwisterkinder in der Trauerarbeit so wertvoll ist. Das Ziel von uns ist somit die Gesellschaft aufzuklären und Sternenkinder in die Gesellschaft zu integrieren damit sich Eltern nach dem Verlust eines Kindes verstanden fühlen und ihrer Trauer einen Platz in unserer Gesellschaft geben können.“

Sternenkinder: Ein Tabuthema, das KEINES mehr sein darf! ©pixabay

Osterstrauch der Erinnerung: Termine am Hauptplatz in Völkermarkt

Samstag, 1. April 2023, von 10 bis 14 Uhr
Mittwoch, 5. April 2023, von 10 bis 14 Uhr
Freitag, 7. April 2023, von 9 bis 14 Uhr

Vor Ort werden Materialien zur Gestaltung der Erinnerungsanhänger zur Verfügung gestellt. Gerne können auch selbst gebastelte Anhänger mitgebracht werden oder im Laufe der Osterzeit auf den Strauch gehängt werden.

Wunderbarer österlicher Strauch mit Erinnerungspotential im heimischen Vorgarten
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  • Online: 08.03.2023 - 19:03
  • Edit: 08.03.2023 - 20:08