St. Kanzian am Klopeiner See
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VK24: "Plötzlich ging alles ganz schnell"

Lebensrettung im Tunnel: Spannende Einblicke in die Übung vom 30. September 2023

Am 30. September fand im Tunnel Untersammelsdorf, organisiert von ÖBB INFRA, eine Übung statt, bei der Einsatzorganisationen Hand in Hand einen Ernstfall beübten. Mit dabei: unzählige Unfalldarsteller. Aber wie ist es eigentlich, mittendrin statt nur dabei zu sein? Teils schwer verletzt aus einem Zug gerettet zu werden? VK24 war mit dabei.

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Simulation eines Unfalles im Tunnel Untersammelsdorf ©Varh Fotografie

Es sollte eine entspannte Zugfahrt werden. Im komfortablen Personenzug der ÖBB fehlte es an nichts. Das Wetter konnte an diesem Samstagvormittag zwar schöner sein, aber das störte die rund 30 Zuggäste nicht. Als der Desiro in den Tunnel Untersammelsdorf mit einer Gesamtlänge von 665 Metern einfuhr, war das Licht am Ende des Tunnels eigentlich zum Greifen nahe, doch plötzlich kam alles anders.

Tunnelübung: Zusammenstoß eines Personenzuges mit einem Kesselwagen

Übungsannahme: Ein OBW Kesselwagen fuhr vor dem Personenzug in den Tunnel ein. Plötzlich kollidierten die beiden Züge nicht nur miteinander, durch die enorme Wucht des Aufpralles entgleisten sie sogar. Ein Spaziergänger sah die vorbeifahrenden Züge, hörte einen lauten Knall und wählte umgehend den Feuerwehrnotruf 122. Der mit Wasserstoff- und Methan-Gemisch befüllte Kesselwagen wurde beschädigt und es kam zum Gasaustritt, der sich in Richtung des Personenzuges ausbreitete.

Im Tunnel wurde mit schwerem Atemschutz gearbeitet ©Varh Fotografie

Im Zug verstummte das Lachen und die freundlichen Gespräche der Fahrgäste unmittelbar nach dem Crash. Für kurze Zeit wurde es still, bis sich die ersten Verletzten meldeten. Hilfe – wo ist die Hilfe? Das Adrenalin schoss in jede einzelne Zelle des Körpers. Panik breitete sich aus. Es war an der Zeit zu überleben.

Die Statisten wurden im Vorfeld der Übung geschminkt um die Verletzungen nach dem Crash zu verdeutlichen ©Varh Fotografie

Tunnelübung: Hilfe ist unterwegs!

Zum Übungsort beim Tunnel Untersammelsdorf wurden die Freiwilligen Feuerwehren Peratschitzen, Stein im Jauntal, Kühnsdorf, Eberndorf, Edling, Tainach und Grafenstein alarmiert. Ebenso mehrere Rotkreuz-Mitglieder sowie Polizeistreifen aus dem Bezirk Völkermarkt.

Hand in Hand im Tunnel: Die Übung, die Leben rettet ©Varh Fotografie

Nach der ersten Lageerkundung verschafften sich die Atemschutztrupps der Portalfeuerwehren Zutritt zur Unfallörtlichkeit. Von den Einsatzkräften musste vorerst die größte Gefahr bekämpft werden. Das bedeutet, die ausströmenden Giftgase hatten Vorrang, da sich die Zuginsassen ohnehin in einem geschütztem Raum – dem Personenzug – befanden. Erst danach begann die Evakuierung der teils schwerverletzten Personen im Desiro.

Der Kesselwagen war mit einem Wasserstoff- und Methan-Gemisch gefüllt ©Varh Fotografie

Im Zug selbst war es nach dem Crash bis auf wenige kleine Lichtquellen finster. Einige Zeit später sah man auch im Zug die rettenden Lichter der Feuerwehrleute immer näher kommen. Die Türe des Desiros öffnete sich und dann ging alles irrsinnig schnell. Die Anzahl der Personen und ihr Bewusstsein wurde gecheckt. Wer ist in der Lage den Zug gehend und mit Hilfe zu verlassen? Wer musste aufgrund seines Zustandes mittels Trage aus dem Zug und schlussendlich aus dem Tunnel transportiert werden? Dies geschah alles binnen wenigen Augenblicke. Alleine gelassen wurde niemand. Hand in Hand wurden die Verletzten dem Roten Kreuz übergeben, die bereits alles für die Vielzahl an Verletzten vor dem Tunnelportal vorbereitet hatten um sie bestmöglich erstzuversorgen.

Feuerwehreinsatz im Tunnel: Wenn Übung zur Realität wird – der 30. September 2023 ©Varh Fotografie

Als alle Zuginsassen aus dem Desiro ins Freie gebracht wurde, wurde von den Feuerwehren der Personenzug nochmals auf etwaige Personen durchsucht. Erst danach galt die rund zweistündige Übung als abgeschlossen. Im Anschluss ging es für alle Beteiligten zurück zum Bauhof in St. Kanzian. Nach einer Stärkung wurde eine abschließende Besprechung seitens der ÖBB Infra einberufen.

Durchatmen vor dem Tunnel: Die Übung war nach rund zwei Stunden abgeschlossen ©Privat

Resümee: In einem fiktiven Unfallszenario, wie jenes am 30. September 2023, ist es als Darsteller sehr spannend zu sehen, wie eine Rettungskette funktioniert. Die Relevanz solcher Übungen sollten Laien niemals als Zeitverschwendung bezeichnen, denn im Ernstfall ist genau jeder von ihnen allzeit bereit um Leben zu retten.

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  • Online: 01.10.2023 - 08:02
  • Edit: 01.10.2023 - 11:17