Wenn unverheiratete Frauen Holz bekommen...
Blochziehen: Faschingsbrauch in Bleiburg lebt weiter
Am Faschingsdienstag, den 4. März 2025, erwacht in Bleiburg wieder eine jahrhundertealte Tradition zum Leben: das Blochziehen. Dieser Brauch, der tief in der europäischen Kultur verwurzelt ist, bildet einen besonderen Höhepunkt der Faschingszeit.
Das Blochziehen ist ein Brauch, der in vielen Regionen Europas zu finden ist und vermutlich aus vorchristlichen Fruchtbarkeitsriten hervorgegangen ist. Während in früheren Zeiten mit dem sogenannten Pflugziehen die Fruchtbarkeit der Felder gesichert werden sollte, entwickelte sich daraus über die Jahrhunderte eine symbolische Zeremonie für unverheiratete Dorfbewohner. War in einer Gemeinde im vergangenen Jahr keine Hochzeit gefeiert worden, mussten heiratsfähige Männer oder Frauen zur Strafe einen entästeten Baumstamm – das sogenannte Bloch – durch den Ort ziehen.
Die ältesten schriftlichen Aufzeichnungen über das Blochziehen stammen aus Innsbruck um 1460 sowie aus Nürnberg um 1500. Heute ist dieser Brauch in unterschiedlichen Varianten in Österreich, Deutschland, der Schweiz, Italien, Slowenien und Ungarn verbreitet.
Die besondere Form des Blochziehens in Bleiburg
In Bleiburg sowie in Teilen des Lavanttals und der Weststeiermark hat sich eine spezielle Ausprägung des Blochziehens entwickelt. Hier wird ein Stück des Blochs abgesägt und unverheirateten Frauen symbolisch übergeben – früher eine mitunter wenig schmeichelhafte Geste, die als Hinweis auf ihr „Übriggebliebensein“ diente. Heute hingegen wird das Bloch als Glücksbringer betrachtet und mit Freude entgegengenommen.
Der aus Bleiburg stammende Volkskundler Bertl Petrei beschreibt in seinem Buch „Der Kokolore“ eindrucksvoll, wie das Blochziehen um 1930 in Bleiburg ablief: Begleitet von Musik und humorvollen Kommentaren wurde das Bloch von einem Team durch den Ort gezogen, während über die Auswahl der „Empfängerinnen“ oft lebhaft diskutiert wurde. Die besuchten Frauen mussten entweder die Gruppe bewirten oder sich mit einer kleinen Spende loskaufen – eine Tradition, die noch heute Bestand hat.
Ein Brauch lebt weiter
Nachdem das Blochziehen in Bleiburg bis 1981 durch Cölestin Fleiss sen. aufrechterhalten wurde, drohte es zwischenzeitlich in Vergessenheit zu geraten. Doch seit 1984 sorgt die Kulturinitiative Bleiburg (KIB) für die Fortführung dieser einzigartigen Tradition.
Jedes Jahr beginnt der Faschingsdienstag um 9 Uhr mit dem Start des Blochzugs bei der „Zwick-Lagerhalle“ am Rosenweg. Von dort aus zieht die fröhliche Gruppe mit musikalischer Begleitung durch die Bahnhofstraße und Postgasse bis zum Hauptplatz. Unverheiratete Frauen werden aufgefordert, ein Stück des Blochs geschickt vom Zappl zu nehmen – eine humorvolle Anspielung auf ihren Beziehungsstatus.
Begleitet wird das Spektakel vom traditionellen „Blochziagalied“, das die heitere Atmosphäre zusätzlich unterstreicht: „Blochziagn is a olta Brauch, Blochziagn tua ma heia auch viele Mädchen sind schon hier, kriegen einen Bloch von mir.“
Moderne Interpretation eines alten Brauchs
Wie viele lebendige Traditionen hat sich auch das Bleiburger Blochziehen im Laufe der Zeit an gesellschaftliche Veränderungen angepasst. Während es früher für ledige Frauen eine eher zweifelhafte Ehre war, Ziel der Blochzieher zu werden, steht heute der Spaß im Vordergrund. Der Brauch wird nunmehr als humorvolle Erinnerung an vergangene Zeiten und als festlicher Anlass zum geselligen Beisammensein betrachtet.
Was jedoch geblieben ist, ist die Freude an diesem einzigartigen Brauchtum, das Jahr für Jahr Menschen zusammenbringt und die kulturelle Identität der Region stärkt. Das Blochziehen in Bleiburg ist mehr als eine Tradition – es ist ein lebendiges Stück Geschichte, das mit Begeisterung weitergetragen wird.
Online: 26.02.2025 - 13:55