Teil 2: „Der Tod trägt Speckmantel“
G’selchter Groll – Der VK24 Osterkrimi aus dem Jauntal (Teil 2)
Lieber Leser: Diese Geschichte ist frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig. „Der Tod trägt Speckmantel“ ist der zweite Teil der vierteiligen, fiktiven VK24 Krimi-Reihe rund um einen rätselhaften Mordfall zur Osterzeit in der Gemeinde Sittersdorf.
Gründonnerstag – fünf Tage nachdem Hans Tschernig von seiner Frau Rosa tot aufgefunden wurde. (Teil 1)
Die Region um Sittersdorf kochte – im doppelten Sinne. Während überall Spinat mit Spiegelei serviert wurde, brodelte auch die Gerüchteküche.
„Host g’hört? Da Hanse is in da Sölch hinworden! Direkt unterm G’selchten!“
„Und ausgerechnet jetzt, wo er wieder ganz oben war…“
Im Gasthaus Seewirt bekam heute jeder ein „g’scheites G’richt vom Grünen“, wie der Wirt es nannte – mit gerösteten Kartoffel, der das Spinattrauma abmildern sollte. Nur Gendarm Leitner war untröstlich.
„Spinat is was für Karnickl. Des einzig Grüne, des i heut brauch, is a Gösser.“
Inzwischen am Hof der Tschernigs
Rosa Tschernig hatte Tränen in den Augen, aber keine Zeit für Sentimentalitäten. Sie stellte Spinat und Spiegelei auf den Tisch, wie jedes Jahr, als wäre nichts geschehen. Nur dass neben dem Teller von ihrem Hans nun eine große, leere Stille saß. Kriminalinspektorin Ines Wutte, die ihr gegenüber saß, notierte alles.
„Frau Tschernig, was war Ihr Mann für ein Mensch?“
„Ehrgeizig. Eigen. Aber mit Herz. Seit dreißig Jahren hat er G’selchtes gmacht – nach Familienrezept, mit Buchenrauch, ganz ohne Chemie.“
„Und gab’s Streit mit anderen Schinkenbauern?“
„Streit? A halbe Schinkenmafia gibt’s da bei uns! Da Hafner aus Gallizien, die Petschnig Erni aus St. Michael – alle woll’n sie profilieren. Aber heuer hätt’s da Hanse wieda g’schafft. Er war drauf und dran, offiziell wieder als Schinkenpapst vom Jauntal bestätigt zu werden. Des war ihm wichtiger als a Orden vom Bundespräsident.“
Eine Rückkehr mit Beigeschmack
Am Nachmittag betrat Matthias Tschernig die Stube. Großgewachsen, leicht zerzaust, mit einem Rucksack, der nach Zugfahrt und Unsicherheit roch.
„Grüß Gott! Und Sie sind wer?“, fragte Kriminalinspektorin Wutte, die immer noch mit ihrem Notizblock am Küchentisch saß.
„Ich bin Matthias Tschernig. Der Sohn. Ich bin grad aus Graz gekommen.“
„Und warum gerade jetzt?“
Matthias blickte kurz zu seiner Mutter, dann senkte er den Blick.
„Zu Ostern… komm ich immer heim. Spätestens zu Gründonnerstag. Da gibt’s das Gerochte von der Mama – ohne Fleisch. Nur mit Erdäpfel und Kren. Ich hab das nie ausgelassen.“
Wutte notierte sich den Satz. Es war nicht viel, aber auch nicht nichts.
„Und Ihren Vater haben Sie wann das letzte Mal gesehen?“
„Vor über einem Jahr“, sagte Matthias. „Wir hatten wenig Kontakt. Aber… ich hab gehofft, diesmal vielleicht… reden wir wieder. Ich hab’s probiert. Aber er hat mich nicht empfangen.“
Wutte nickte. Sie hatte genug Verhörtaktik gesehen, um zu wissen: Da steckt noch mehr dahinter. Aber für heute ließ sie es gut sein.
Wutte beobachtete, wie Matthias schweigend durch das Küchenfenster zur Räucherkammer hinausblickte.
Der Blick war ruhig, aber irgendetwas lag darin – Erinnerung, vielleicht auch Bedauern.
„Wissen Sie, was Ihr Vater zuletzt über Sie gesagt hat?“, fragte Wutte.
Matthias zögerte, dann nickte langsam.
„Er sagte: ‘Nur einer kriegt den Platz im Rauch, und net jeder G’selchte is ehrlich.’“
Ines Wutte hob die Augenbraue.
Genau dieser Spruch war in die verrußte Wand der Sölch eingeritzt. Zufall? Oder mehr?
Immer mehr Fragen…
Gendarm Leitner, mittlerweile beim dritten Spinatbier im Gasthaus Regenbogenforelle, hörte einen Mann an der Theke stehend sagen : „I sog’s eich – der Hafner aus Gallizien war’s. Der hat dem Tschernig sein Comeback net verkaft. A Schinkendrama mit fünf Millimeter Fettauflage.“
Nach dem Gespräch mit Rosa und Matthias Tschernig sah sich Kriminalinspektorin Ines Wutte den Hof nochmal genau an – besonders den alten Stadel. Dort lag ein Bündel Papier – alte Wettbewerbsunterlagen, ein zerknüllter Brief, ein Foto. Drauf: Hans Tschernig. Arm in Arm mit seinem einzigen Sohn Matthias.
Fortsetzung folgt…
Teil 3: „Reindling, Rivalen, Rückkehrer“ wird am Karsamstag, den 19. April 2025, hier auf VK24 zu lesen sein.
Was wusste der Sohn? Und was passierte in jener Nacht, als sich der Rauch im Jauntal ein letztes Mal für den Schinkenpapst lichtete?
Online: 17.04.2025 - 15:08