Teil 3: Der Oster-Land-Krimi aus Sittersdorf
Reindling, Rivalen, Rückkehrer
Diese Geschichte ist frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Karsamstag in Sittersdorf.
Die Luft roch nach Weihwasser, Haarspray und dem Willen zur Darstellung.
Teil 1 – „Schinken, Segen, Stilleben“
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Teil 2 – „Der Tod trägt Speckmantel“
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Gegen Mittag pilgerte die Gemeinde in festlichem Gleichschritt zur Pfarrkirche.
Nicht aus plötzlicher Frömmigkeit, sondern wegen des wichtigsten gesellschaftlichen Ereignisses vor dem Osterfrühstück:
Die Fleischweihe.
Tracht war Pflicht. Stolz war Standard.
Und die Fleischkörbe waren nicht einfach Körbe – sie waren Bekenntnisse.
Wer keinen hatte, wirkte verdächtig.
Wer nur Discounterware dabeihatte, sogar gefährlich.
Der Inhalt war der Status.
Ein selbst gebackener Reindling? Respekt.
Kren vom Markt? In Ordnung.
Kren im Plastikbecher? Sozialer Abstieg.
Ein Schinken vom Hafner? Mittelklasse.
Ein G’selchter vom verstorbenen Hans Tschernig?
Elite.
„A Wahnsinn, wie viel Würde so a Korb kriegen kann“, murmelte Gendarm Leitner,
der mit Kriminalinspektorin Wutte auf der Kirchenmauer thronte – verdeckt, aber nicht unauffällig.
Wutte tippte sich die Sonnenbrille zurecht.
„Anhand vom Deckerl erkennt man nicht nur die Hausfrau – sondern auch die Steuerklasse.“
Sie waren im Dienst, obwohl es laut Dienstplan und Gewerkschaftsregelung ein freier Feiertag gewesen wäre.
„Aber i hob gsagt: Ostern is Mörderzeit“, meinte Leitner.
Wutte nickte.
„Vielleicht finden wir den Täter. Oder wenigstens eine Spur.
Eine, die nicht nach moderner Tracht und Bauernladen-Parfum riecht.“
Der Auftritt des Sohnes
Und dann – wie aus dem Nichts – erschien Matthias Tschernig.
Jeans, Stoffrucksack, kein Deckerl, kein Stil.
Sein Korb war weniger Opfergabe als Provokation:
Ein Tofu-Osterei, zwei Radieschen, ein Reindling ohne Rosinen und eine Bienenwachskerze in einem Senfglas.
Die Menge tuschelte.
„Des is da Sohn. Der is ja… alternativ.“
„Veganer hab i g’hört.“
„Sowas gibt’s bei uns eigentlich net.“
Wutte notierte sich den Auftritt.
Leitner zückte seine Leberkäsesemmel. Tarnung war alles.
Das Osterfeuer
Am Abend loderten die Flammen über Altendorf.
Das traditionelle Osterfeuer – halb spirituell, halb Schnapsveranstaltung.
Die Dorfjugend verbrannte alte Palmbuschen, während Erwachsene mit Plastikbechern und festgefrorenem Blick in die Glut starrten.
Hier wurde nicht nur Holz verbrannt –
hier wurden Urteile gefällt.
Wutte und Leitner waren vor Ort.
Undercover.
Mit Pommes in der Hand und Verdacht im Blick.
Dann entdeckten sie Matthias.
Allein. Nachdenklich. Und plötzlich laut:
„Ihr habt ihn nie verstanden! Mein Vater hat nur an Rauch geglaubt – aber das reicht nicht mehr! Die Welt braucht was anderes!“
„Er gesteht!“, zischte Leitner.
Wutte nickte.
Sie gingen los.
Doch dann rief jemand aus der Grill-Ecke:
„Heast! Da Schurli hot’s g’seng – da Hanse is ausgrutscht! Auf a Speckschwarte! Kopf auf’d Buachn – Zack! Mausetot!“
Der Schurli, ein ortsbekannter Spezialfall mit Adlerblick und Hang zur Dramatik, trat vor.
„Des war koa Mord. Des war Pech. Oder… z’vü Schnops.“
Ein Murmeln ging durch die Runde.
Doch zu spät – der Sohn war verschwunden.
Als Wutte sich umdrehte, war Matthias weg.
Zurück blieb nur sein veganer Korb – und ein halbvolles Flascherl Zirbenschnaps mit Naturkorken.
Fortsetzung folgt…
Teil 4: „Buchenholz, Bio und ein letzter Fehler“ – am Ostermontag auf VK24.at
War alles doch nur ein tragischer Unfall?
Oder steckt hinter dem Schinken mehr als nur Buchenrauch und Familienkrach?
Online: 19.04.2025 - 09:31
Edit: 21.04.2025 - 09:01