Völkermarkt
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10 Fragen an Zoltán Papp – von Feiertage bis Social Media

Dechant Zoltán Papp ist seit 2015 Stadtpfarrer von Völkermarkt. Wie seine aktuelle Meinung zum Thema „Katholische Kirche“ ist und wie seine ersten Jahre in Völkermarkt waren, erfahrt ihr in unserem exklusiven Interview. Seit 2015 sind Sie Stadtpfarrer von Völkermarkt. Wie waren die ersten drei Jahre in Völkermarkt? Das erste Jahr schaut man einmal, wie man…

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Dechant Zoltán Papp ist seit 2015 Stadtpfarrer von Völkermarkt. Wie seine aktuelle Meinung zum Thema „Katholische Kirche“ ist und wie seine ersten Jahre in Völkermarkt waren, erfahrt ihr in unserem exklusiven Interview.

Seit 2015 sind Sie Stadtpfarrer von Völkermarkt. Wie waren die ersten drei Jahre in Völkermarkt? Das erste Jahr schaut man einmal, wie man zurecht kommt. Ich habe zwar Erfahrungen aus den anderen Pfarren, aber jede Pfarre ist anders. Vor allem die Mentalität hier ist anders, die Menschen sind viel offener.

In Völkermarkt gab es vergangenes Jahr 97 Kirchenaustritte. Im Bezirk Völkermarkt insgesamt 352. Wie reagiert man als Pfarrer auf solche Zahlen? Natürlich schmerzt es, ich denke, in erster Linie ist das Geld der Grund, warum man austritt.
Ich habe als Pfarrer mit vielen Menschen geredet und der Glaube war nie der Grund. Natürlich sind auch die aktuellen negativen Schlagzeilen in der Diözese ein Anlass, um gerade jetzt auszutreten. Viele, die in der Kirche sind, sind verärgert, aber sie würden deshalb nicht austreten. Ich bin seit 24 Jahren Priester, aber ich habe es noch nie erlebt, dass Personen, die mit der Pfarre verbunden sind, austreten.

Suchen viele Personen das Gespräch mit Ihnen bevor sie austreten?
Paul Zulehner (Theologe und katholischer Priester) sagte einmal: „Je geringer die Bindung zur Pfarre, desto schmerzloser ist der Austritt.“ Wenn eine Verbindung da ist, wollen Personen schon mit mir sprechen.

Die katholische Kirche Kärnten ist in letzter Zeit nicht gerade durch positive Berichte aufgefallen. Was erwarten Sie sich von der apostolischen Visitation durch Erzbischof Dr. Franz Lackner?
Meine Erwartung ist, dass das Kapitel abgeschlossen wird. Natürlich sind die Gläubigen ständig konfrontiert mit den Ereignissen. Oft sind wir aber auch viel zu schnell, jemanden zu verurteilen. Ich erwarte, dass so schnell wie möglich ein objektives Urteil gefällt wird, das die Vergangenheit aufarbeitet und dass wir neu starten können.

Diejenigen, die sich auskennen, die die Situation in der Kirche kennen und mit der Pfarre verbunden sind, werden nicht schimpfen.

Ist die katholische Kirche zu altmodisch?
Ich darf kurz eine Geschichte erzählen: „Ein Rabbi wurde in der Synagoge gefragt: Wieso sind sie immer so ernst? Mich bezahlt die Gemeinde dafür, dass ich das Wort Gottes verkünde, für die Belustigung des Volkes sind die anderen zuständig.“ Es ist aber natürlich auch schön, wenn man in der Kirche lustig und locker sein kann, auch als Pfarrer. Leider sind die kirchlichen Strukturen sehr starr und eine Änderung, wie zum Beispiel auch in der Politik, schwer durchzubringen. Man glaubt auch, der Vatikan ist nicht in der Lange, sich zu verändern; aber auch in den kleinen Pfarren ist es schwierig, Änderungen durchzubringen. Frei nach dem Motto: Es war schon immer so und so soll es auch bleiben. Der große Theologe Alois Grillmeier (* 1. Januar 1910 – † 13. September 1998 war ein römisch-katholischer Theologe) hat einmal gesagt: „Die Kirche ist mit einem Fuß in der Vergangenheit und mit dem anderen Fuß in der Gegenwart“. Ich muss die Vergangenheit mitnehmen, damit ich die Zukunft gestalten kann.

Gerade in sozialen Medien wird oft gegen die Kirche gehetzt. Betrifft Sie das persönlich oder können Sie den Frust verstehen?
Diejenigen, die sich auskennen, die die Situation in der Kirche kennen und mit der Pfarre verbunden sind, werden nicht schimpfen. Es ist in der heutigen Zeit leider so, dass viele Personen nur einseitige Informationen bekommen. Ein Philosoph sage einmal: „Auch in der Philosophie ist die größte Gefahr, dass eine falsche Lehre verbreitet wird, wenn jemand dilettant unterrichtet.“

Gerade findet eine Diskussion statt, ob der Karfreitag, auch ein offizieller Feiertag werden soll. Glauben Sie, dass die breite Bevölkerung eigentlich noch weiß, wofür welcher Feiertag steht?
Nein – die Bevölkerung weiß es nicht, vor allem, wenn man sagt, wie feiern „Triduum Pascale“. Was wird am Gründonnerstag gefeiert? Früher hat man es in der Familie mitbekommen, heute fehlt das. Wichtig ist nur „Feiertag“, man kann wegfahren und wenige wollen die Feiertage feiern. Wie kann ich in einer Gemeinde das Gefühl einer Verbundenheit zur Pfarre zu haben, wenn ich nicht da bin?

Wie stehen Sie zum Thema Social Medien und Glauben? Mittlerweile werden Sonntagsmessen live auf Facebook übertragen und sogar der Papst hat einen Twitter-Account.
Um das Evangelium zu verbreiten, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Ich finde es in Ordnung, jeder hat ja schon ein Smartphone. Wieso sollte man so etwas verteufeln. Die Leute sollen unter- und miteinander kommunizieren und das geht auch in dieser Form. Jesus hat gesagt: „Folge mir nach“ und man kann auch in dieser Form „folgen“.

Auch wenn es den Anschein hat, dass viele der Kirche den Rücken kehren, merken Sie auch, dass gerade in der jetzigen, schnelllebigen Zeit die Leute im Glauben die Ruhe suchen?
Ja das merkt man, sehr viele Personen pilgern. Es gibt viele Leute, die haben wenig mit dem Glauben zu tun, aber sie suchen jetzt danach. Viele Leute haben wenig mit der Kirche gemeinsam, aber sie suchen. Leute wollen sich besinnen und zur Ruhe kommen. Ein chinesisches Sprichwort sagt: „Die Stille ist der beste Begleiter, um zu mir selbst zu finden“. Wenn ich diese Stille nicht habe, werde ich auch mein Gleichgewicht nicht finden.

Was machen Sie in Ihrer wenigen Freizeit?
Ich mache sehr viel Sport, so kann ich mein Gleichgewicht finden.

Zum Abschluss möchte ich nur gerne sagen, man sollte öfters über den Tellerrand blicken. Man darf nicht vergessen was die Kirche mit allen ihren Hilfsorganisationen jeden Tag macht. Vor allem in den Ländern der dritten Welt oder in den Slums. Aber auch in Österreich werden viele soziale Projekte unterstützt. So findet man auch in den Spitälern, wie bei den Barmherzigen Brüdern, die Kirche wieder. Auch über diese positiven Dinge sollte man sprechen.

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  • Online: 29.01.2019 - 17:45
  • Edit: 06.02.2019 - 14:10

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